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Die elf Fragen der Philosophie, von Sabet Regnery

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Was habe ich über Philosophie gelernt? Ich glaube das wichtigste für mich war, mir wieder bewusst zu werden, dass Fragen stellen das Wichtige ist. Man braucht nicht unbedingt Antworten, aber die richtigen Fragen. Die Philosophie könnte man mit den folgenden Elf Fragen beschreiben und unterteilen.

Die erste Frage ist „What is the meaning of life?“.

Albert Camus (1913-1960) ein französischer Philosoph, geboren in Algerien, setzt sich vor allem in dem Buch der Mythos des Sisyphus mit dem Sinn des Lebens und dem Konzept des Selbstmordes auseinander. Er schreibt darin: „There is only one really serious philosophical question, and that is suicide. Deciding whether or not life is worth living is to answer the fundamental question in philosophy. All other questions follow from that:“ Im Mythos des Sisyphos versucht er die Art von Leben herauszuarbeiten die es Wert ist, gelebt zu werden, trotz der allgemeinen Sinnlosigkeit des Lebens. Am Ende besteht doch immer Hoffnung, denn vielleicht rollt Sisyphus seinen Stein selber wieder den Berg hinunter, um weiter eine Aufgabe im Leben zu haben. Vielleicht gefällt ihm die Arbeit sogar.

Die zweite Frage lautet „Creativity?“

Der heute inflationär gebrauchte Begriff Kreativität gehört zu den Grundlagen der Philosophie, das erschaffen aus dem Nichts. Schon in der Philosophie zu Platos Zeiten spielte er eine wichtige Rolle, obgleich
sie noch kein Wort für ihn hatten.

„Alle sterblichen Lebewesen nun, dazu alle Pflanzen auf der Erde, die aus Samen und Wurzeln herauswachsen, ferner die unbeseelten Körper, die in der Erde vorkommen, schmelzbar oder nicht schmelzbar – bei alledem sind wir doch der Meinung, dass es nur durch das Wirken eines Gottes aus dem vorherigen Nichtsein in das nachfolgende Sein gelangt sein kann“*

Frage Nummer Drei ist „What is Freedom?“

Jean-Paul Sartre (1905-1980), französischer Philosoph, stand für die Idee der radikalen Freiheit. Der priviligierten Freiheit die über den Emotionen steht. Nach ihm können wir jederzeit über unsere Gefühle verfügen und uns in jedem Moment anders benehmen. Wenn ich mich beispielsweise Verletzte, kann ich eine Entscheidung treffen. Ich kann mich entscheiden die vielleicht realen Schmerzen nicht als solche anzuerkennen. Erst wenn ich entscheide, das sie Schmerzen sind, werden sie auch zu solchen.

Die vierte Frage ist „Political Commitment“

Wie hängen Philosophie und Politisches Engagement zusammen?

Sartre etwa wurde nach seinem Einzug in die Armee im zweiten Weltkrieg und seine Kriegsgefangenschaft zu einem aktiven Widerstandskämpfer in Frankreich. Er sah es als seine Pflicht an, in jeder politischen Konfliktlage -auch unter Einsatz seines Lebens- klar Stellung zu beziehen. Für ihn war jeder frei gedachte Gedanke ein Gewinn.

Viel Philosophen und Freiheitskämpfer mussten tatsächlich mit ihrem Leben für ihre Gedanken bezahlen, zum Beispiel Olympe de Gouges, die während der französischen Revolution für die Rechte der Frau eintrat.

In der fünfte Frage geht es um „Utopia?“

Utopie ist „Denken nach Vorn“ (Bloch) als „die Kritik dessen, was ist, und die Darstellung dessen, was sein soll“ (Max Horkheimer).

Die sechste Frage lautet „Is there a God?“

Hierzu möchte ich auf folgendes Zitat von Voltaire hinweisen:

„Si Dieu n‘existait pas, il faudrait l‘inventer“ („If God did not exist, it would be necessary to invent him“) (Das Computerspiel Deus Ex zeigt dieses Zitat als Endbild, wenn der Spieler sich bei einer der drei möglichen
Endlösungen dafür entscheidet, mit einer Computer AI zu verschmelzen um die Zivilisation * Platon, Der Sophist, übers. v. Helmut Meinhardt, Stuttgart 1990, 265c, S. 183.

Die elf Fragen der Philosophie ins Licht zu führen. Bereits vorher im Spiel kann ein aufmerksamer Spieler einen Raum finden, in dem man sich mit der AI Morpheus unterhalten kann. Diese kann einem allerhand über einen selber erzählen und erklärt, dass Zivilisation, der Zusammenschluss von Menschen, durch den Wunsch nach Beurteilung entsteht. „I record a smile on peoples faces when I tell them who they are.“ So könnte man vielleicht auch Gott verstehen, der Wunsch nach einer Art Beurteilungsinstanz. )

Die siebte Frage: „Economic System?“.

Dabei geht es unter anderem darum die Philosophie in Economy mit einzubeziehen. Es gibt inzwischen sogar eigene Studiengänge dazu. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Treffen von Entscheidungen. Große Entscheidung ohne genügend Grundlage zu treffen und Entscheidungen nicht nur auf Zahlen zu begründen. Hinterfragen und sich nicht nur auf BWL beziehen.

Frage Nummer Acht ist „Banality of Evil?“ Diese Frage beschäftigt sich mit dem Verlust der Fähigkeit für sich selber zu denken und zu entscheiden.

Als Beispiel kann hier das Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ von Hannah Arendt (1906-1975), einer jüdische deutsch-amerikanischen Theoretikerin dienen, die unter anderem bei Heidegger gelernt hat.

Viele ehemalige Anhänger des Naziregime haben sich einer Verantwortung für ihre Taten entzogen, in dem sie sagten: Ich hab das doch nicht entscheiden, ich musste folgen. Ich mache die Regeln nicht, ich folge nur Befehlen, ich habe keine Moralische Verantwortung.

Nummer Neun fragt: „ What is thinking?“

„Ich denke, also bin ich.“ (Cogito ergo sum) definierte Renè Descartes. Er bezog sich dabei aber vor allem auf die Trennung von Geist und Materie und die Macht der Vernunft.

Aber was ist Denken? Nach Martin Heidegger, (1889 -1976) ein deutscher Philosoph, ist das Denken schon ein Vollzug. Hannah Arendt sagte über ihn: Er denkt nicht über etwas nach, er denkt etwas. Heidegger deckte auf, dass die Philosophie über die Zeit ihren Ursprung verloren hat und vergessen hat, dass sie nicht unbedingt Antworten finden, sondern die richtige Fragen stellen muss. „Das Fragen ist die Frömmigkeit des Denkens.“

Die Frage Zehn lautet „What is embodiment?“

In der westlichen und christlichen Welt gibt es eine strenge Trennung zwischen Körper und Geist.

René Descartes (1596-1650), ein französischer Philosoph, unterschied zwischen zwei „Substanzen“ – einerseits den Geist und andererseits die Materie. Substanz ist hier der Geist, das Bewusstsein. Laut Descartes besteht die Welt also aus zwei Elementen. Der unsichtbare, unausgedehnte Geist und die sichtbare, ausgedehnte Materie.

„Der Gegenüberstellung von Geist und Materie entspringt das noch heute aktuelle „Leib-Seele-Problem“: Wie ist es möglich, dass der Geist Einfluss auf die Materie hat und umgekehrt?“**

Für Descartes sind Körper nur komplizierte Maschinen, der Geist erfüllt den menschlichen Körper mit Bewusstsein und Vernunft. Tiere bleiben für ihn leere Maschinen, er sieht sie nicht als denkende Wesen. Eine Meinung die man nicht unbedingt teilen muss.

Wie Sophie in Sophies Welt anmerkt, nach dem Alberto ihr von Descartes erzählt hat: „Ich bezweifle sehr stark das Hermes eine Maschine oder ein Automat ist. Descartes hat bestimmt nie ein Tier geliebt.“

Frage Elf fragt nach „Conciussness?“ und „Language?“ Gibt es ein Bewusstsein ohne Sprache? Ist Sprache nur ein Ausdruck von Bewusstsein? Kommt erst ein Gedanke und ich versuche dann die passenden Worte dafür zu finden?

Sprache könnte also nur eine Übersetzung von Bewusstsein sein. Andererseits sind Gedanken gleichzeitig auch Sprache. Aber was passiert eigentlich im Bewusstsein eines Säuglings?

** http://www.helles-koepfchen.de/artikel/2983.html

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