Alan N. Shapiro, Hypermodernism, Hyperreality, Posthumanism

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Die Idee des wahren Weltbildes, von Nathalie Pechan

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Laut Heidegger ist die Realisierung einer Idee Ziel des großen ganzen. Denn um eine Idee realisieren zu können muss man diese erst verstehen. Der Weg zum Ziel und das Ziel an sich gibt den Menschen Wissen. Durch die Anerkennung das Ziel erreichen zu wollen oder das Ziel gar erreicht zu haben, wird der Mensch immer weiter angespornt weitere Ziele, weitere Ideen zu realisieren. Der Weg zur Realisierung einer Idee führt den Menschen also zum Wissen. Wissen kann hier ebenfalls mit den Wörtern Besinnung, Ziel und Verweise beschrieben werden. Dieses Wissen ist umbedingt notwendig für die Modellierung einer neuen Neuzeit, eines neuen Weltbildes. Um eine wahre Idee verstehen zu können muss der Mensch in der Lage sein eigenständig zu denken. Heidegger ist für zukunftsorientiertes Denken und traut uns Menschen dieser Zeit auch das selbstständige denken zu. Denken ist laut Heidegger ein kreativer Prozess und ein reflektierender Akt.

Der Mensch existiert in der Welt und nicht in der Auseinandersetzung zwischen Subjekt und Objekt. Deswegen ist Heidegger für die Umkehrung der Technik. Für ihn ist das Dasein sehr wichtig. Das Wort Dasein steht bei Heidegger für die Existenz. Das Dasein beschreibt die kulturelle Konstruktion in der wir uns alle befinden. Und hier beginnt bei Heidegger auch die ursprüngliche Fragwürdigkeit des Seins. Um als Mensch wirklich sein Dasein beschreiben zu können muss er weg von dem pragmatischen Zugang zum Wissen. Hierbei ist der schnelle Informationszugang via Internet gemeint. „Wikipedia – Wissen“ überrollt in unserer Zeit das echte Wissen. Echtes Wissen verankert sich durch die Auseinandersetzung des Inhalts und durch die Reflexion tiefer. Und diese benötigt Zeit. Schnell erlangte Informationen über die jeweiligen Informationsabfragungen wie Wikipedia und Co. werden höchstens im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert. Hier fehlt der eigentliche „Weg zum Ziel“. Durch die Auseinandersetzung mit der Erlangung von Wissen gelangt man zum echten Wissen. Und dies entfällt bei Wikipedia und Co.. Der Augenblick sich mit dem nicht Wissen zu konfrontieren bringt das wahre Wissen. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“(Sokrates) Antworten sind erst wertvoll, wenn wir eine wertvolle Frage gestellt haben. Und dies impliziert sich mit der Fragestellung auseinandergesetzt zu haben und der Aufnahme von Wissen bewusst gegenüber zutreten.

Sind wir in der Lage echtes, wahres Wissen zu erlangen sind wir ebenfalls dazu bereit unser Weltbild zu betrachten und letztlich dieses ebenfalls zu verstehen. Die Welt wird laut Heidegger zum Bild und bekommt einen Bildcharakter. Der Mensch wird in dieser Konstruktion innerhalb des Seienden zum Subjekt. Der Grundvorgang der Neuzeit (Moderne) ist die Eroberung des Bildes. Der Mensch will alles berechnen und somit wird alles  unberechenbar. Dies ist der eigentlicher Schatten unserer Neuzeit. Der Mensch wird zum Subjekt und die Welt wird zum Bild. Doch wie entsteht ein neues Weltbild? Durch Vergleich und durch Ablehnung entsteht etwas andersartiges. Und das andersartige ist das neue Weltbild. Es ist neu, da es sich von dem alten unterscheidet. Durch unsere Ablehnung des antiken und des mittelalterlichen Weltbildes entsteht ein neues Weltbild. Die Neuzeit ist geboren. So findet Heidegger sein Argument für die Entstehung eines neuen Weltbildes. Er fasst dies auch unter Ereignis zusammen. Auf die Wandlung folgt die Umkehrung und zuletzt findet die Unterscheidung statt. Nach diesen drei Punkten ist es uns möglich ein neues Weltbild zu schaffen. Das wir Menschen über unser Weltbild reden oder das ich gerade über unser Weltbild schreibe zeigt die Anteilnahme von uns an diesem Weltbild. Somit ist bewiesen, dass wir dieses Weltbild und uns selbst als Subjekt in diesem Konstrukt bewusst wahrnehmen.

Uns gelingt es den Fesseln zu entfliehen und den schmerzhaften Weg weg von den Schattenbildern hoch zu der Welt der wahren Ideen zu gelangen. Von der Immanenz zur Transzendenz (Platon). Ob wir uns durch das bewusste denken laut Heidegger eher in der Transzendenz oder auf dem Weg dazwischen befinden bleibt ungewiss. Doch das wir die Idee dahinter sehen ist der Hinweis darauf „weiter gehen zu können“. Heidegger benennt dies mit dem „historischen Bewusstsein“. Das Weltbild an Sich ist ein kulturelles Konstrukt. Durch das Verständnis darüber ist es uns möglich wieder ein neues Weltbild zu erschaffen. Doch dieses Mal bewusst. Durch sehen, erkennen und durch verstehen ein Bewusstsein für das Neue und die bereits vergangenen Weltbilder schaffen. Bereits verblasste Weltbilder sowie unser derzeitiges Weltbild wird hier als Bild verstanden. Uns muss bewusst werden das, dass moderne Weltbild heute nicht das einzig existierende Bild in unserer Neuzeit ist. Es existieren mehrere parallel laufende Weltbilder, die für verschiedene Gruppen alle gleich relevant sind. Durch dieses Bewusstsein ist es uns möglich neues Wissen und neue Erkenntnisse zu schöpfen. Es gibt uns die Einsicht über frühere Weltbilder und es gibt uns den Gedanken einer Idee des wahren Weltbildes. Die Idee eines neueren Weltbildes, dass sich im positiven Sinne von unseren gerade existierenden Weltbildern unterscheidet und diese womöglich zu einem vereint. Um zu einem besseren Weltbild zu gelangen müssen wir uns, laut Heidegger, von dem Bild weg bewegen. Denn das Bild ist nur eine Kopie der reinen, wahren Idee. Doch wie kommen wir zu dieser wahren Idee? Zum wahren Weltbild?

Nach Heidegger müssen wir andere Formen der Repräsentation der Welt bilden. Wir benötigen eine allgemeine Besinnung. Dies bedeutet, dass beispielsweise die Philosophie nicht mehr als Monodisziplin zu verstehen ist. Somit behält die Philosophie seinen Wert und seine Werte und wird transdisziplinär. Laut Heidegger sind wir in der Lage ein neues Weltbild zu konzipieren, da wir verstehen was unser Weltbild ist. Die Menschen im Mittelalter waren dazu noch nicht Philosophie! Wir haben die Vorstellung des universalen. Wir besitzen durch unser Verständnis ein vergleichendes Bewusstsein. Wir wissen, dass verschiedene Gesellschaftsformen und somit auch verschiedene Weltbilder gleichzeitig möglich sind.

Auf ein neues Weltbild !

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